Die Jahreszeiten im Donaudelta

Für jeden, der im Donaudelta fotografieren will, ist es interessant zu wissen, was sich in den einzelnen Monaten abspielt. Daher fasse ich meine Erfahrungen, die ich in den monatlichen Besuchen seit April gemacht habe, zusammen. Dieser Erfahrungsbericht wird über das Jahr hinweg aktualisiert.

 

Generell ist zu sagen, daß bedingt durch den hohen Wasserstand des Jahres 2006, alles tendenziell 1 bis 3 Wochen später stattfindet, als in "normalen" Jahren.

Landschaft des Jahres 2007/2008

Vor einigen Tagen wurde angekündigt, daß das Donaudelta zur "Landschaft des Jahres 2006/2007" gewählt wurde!

Landschaft des Jahres

Hoffentlich kann diese Popularität dieser einmaligen Naturlandschaft helfen, Ihre Herausforderungen zu bewältigen.


http://www.naturbildportal.de/index.php?id=suche&tx_ppbildersuche_pi1[sword_location]=Donaudelta&tx_ppbildersuche_pi1[artist]=40

April - eindeutig zu früh

April ist Hochwassermonat. Das Wasser ist gelblich trüb, das Delta ist ein einziger großer See. Das Wetter ist kalt und relativ niederschlagsreich, wenn man im offenen Boot fährt ist Winterkleidung ein absolutes Muß.

An Vögeln sind fast nur die Überwinterer zu beobachten. In den Kolonien befinden sich nur die Kormorane, die ziemlich empfindlich auf jede Störung reagieren.

Die Reiher treffen gerade ein und erholen sich vom Flug und sind extrem scheu.

Die Bäume zeigen höchstens ein zartes Grün, das Schilf steht noch vom letzten Jahr

Kurz und gut, kein Monat der empfohlen werden kann, wenn es nur um Tierfotografie geht!

Mai - der erste schöne Monat

Der erste grüne Monat. Die Bäume haben ausgeschlagen, das Schilf zeigt die ersten Wachstumstendenzen, aber die Kanäle und Seen sind noch vegetationsfrei und nicht verkrautet. Das Wasser ist bereits etwas dunkler, die Filterwirkung der Vegetation und die allgemeinen Sedimentationsprozesse beginnen zu wirken.

Überall sind die Brutvorbereitungen oder das Brüten bereits im Gange. Die Kolonien sind voll, auf den Seen nisten die Entenvögel und die Taucher, aber die Vögel sind nervös und leicht zu stören.

Die Temperaturen sind ebenfalls bereits viel angenehmer als im April und das Wetter ist deutlich trockener.

Ein schöner Monat!

Juni - auf der Flucht vor den Gewittern

Die Vögel haben bereits ihre Jungen, oder sitzen noch etwas auf den Eiern. Sie sind auch etwas gelassener.Die Kormorane sind schon fast mit dem Brutgeschäft fertig und die Jungen fliegen bereits

Pelikane lassen sich bereits regelmäßig außerhalb der direkten Kolonieumgebung blicken.

Die Vegetation ist üppig, das neue Schilf schon 1-2 m hoch. Die ersten Seerosen und andere Blumen zeigen sich, der Wasserstand ist bereits um ca 1m gefallen.

Das Jahr 2006 war durch die grossen Verdunstungsflächen kombiniert mit dem hohen Sonnenstand jedoch gekennzeichnet durch fast tägliche Gewitter. In offenen Booten auf den großen Seen und Kanälen ist das kein Spaß und wir waren desöfteren auf der Flucht....

Durch das intensive grün, macht das Delta streckenweise zum ersten mal den eindruck einer undurchdringlichen Wildnis, in der in jeder Ecke intensives Leben und fressen und gefressen werden herrscht.

Ein schöner Monat....

Juli - die Touristen kommen

Bisher war man im Delta meist nahezu der einzige Fremde.

Das ändert sich grundsätzlich im Juli. Das Delta, insbesondere die zugänglichen Seen und größeren Kanäle, sind voller Sportangler. An jeder nicht zu feuchten Ecke steht auf den mittlerweile trockengefallenen Dämmen ein oder mehrere Zelte. Sonnenhungrige baden in den großen Kanälen (die Seen und ruhigen Kanäle sind voller Blutegel!) und an den Wochenende ist überall große Party. Das Delta ist zur Freizeitoase mutiert. Wer Ruhe sucht muß sich in die kleineren Kanäle, die im Juli gerade noch befahrbar sind zurückziehen.

Es ist heiß und fast täglich bilden sich Wolken oder es ziehen Gewitter auf. Die hohe Luftfeuchtigkeit bewirkt einen deutlichen Qualitätsverlust des Lichtes bereits in den Nachnmittagsstunden.

Das Wasser ist mittlerweile relativ klar und der niedrigere Wasserstand legt zum ersten Mal die großen Überflutungsflächen frei. Noch sind fast alle Kanäle und Seen befahrbar, die Vegetation ist bereits üppig und viele Wasserflächen beginnen sich mit Vegetation zu füllen.

Das Brutgeschäft der Vögel geht dem Ende zu. Auch wenn die meisten Kolonien gerade noch erreichbar sind (Wasserstand), liegen die meisten Nester für das Fotografieren bereits zu hoch über dem Wasser. Einige Altvögel beginnen ihr Brutgefieder zu verlieren und die ersten Jungvögel werden flügge und verlassen die Kolonien. Manche Kanäle sind bereits voller jagender Vögel, beeindruckend!

Auch sieht man zum ersten Mal Pelikane außerhalb der Kolonien, wenn man Glück hat auch bei der Jagd zusammen mit Kormoranen

 

Der Juli ist sicher ein schöner Monat, aber zum fotografieren nicht immer optimal.

August - die Pelikane kommen

und die Touristen sind noch da - so kann man den Monat zusammenfassen.

Das Delta ist voller Vögel. Unglaublich viele Reiher und andere Wasservögel bevölkern die Seen und Kanäle. Die Kolonien sind leer und die Alt- und Jungvögel sind gemeinsam auf Futtersuche. Wer Vögel sehen will, sollte im August kommen!

Das Delta ist immer noch Freizeitoase, man muß sich auf fast tägliche Partys und hunderte von Anglern einstellen.

Die Vegetation ist üppig, viele Kanäle sind bereits nicht mehr befahrbar, manche Seen können daher nicht mehr erreicht werden. Zum ersten Mal hat man den Eindruck, daß es auch festes, trockenes Land im Delta gibt.

Das Wasser ist in den Seen und ruhigen Kanälen glasklar und manchmal pechschwarz - sehr fotogen, das Wetter ist heiß und etwas trockener als der Juli.

Bis Mitte Juli sieht man fast keinen Pelikan. Sie halten sich in den streng geschützten, nicht zugänglichen Seen rund um ihre Kolonien auf. Das ändert sich im August. In Gruppen von über hundert Vögeln, oft zusammen mit über 1000(!) Kormoranen fallen sie über die Fische in den Seen und Kanälen her. Ich habe selten etwas beeindruckenderes gesehen, wie diese organiserte Massenjagd von Pelikanen und Kormoranen. Allerdings ist das Delta groß und es ist nicht berechenbar an welcher Stelle diese Jagd stattfindet. Eine Woche Zeit muß man sich schon nehmen um halbwegs sicher einige Fotos machen zu können!

Wenn man nicht unbedingt in den Kolonien fotografieren will oder muß ist August für mich der beeindruckenste Monat! Auch für Nicht-Fotografen würde ich immer den August empfehlen!

 

September - das Delta besteht nicht nur aus Wasser

Der September ist ähnlich wie der August. Immer noch bevölkern unglaublich viele Vögel die Kanäle und Seen. Pelikane gehen mit Kormoranen auf Jagd und konkurrieren mit Sportangler und lokalen Fischern um die großen Fische. Es ist faszinierend, daß der Fisch nicht ausgeht. Das Delta muß eine unglaubliche Produktivität besitzen!

Mittlerweile kann man nur noch auf den großen Kanälen fahren und alle kleineren Seen sind nicht oder nur mit Mühen zu erreichen. Der Auwald ist zum ersten Mal im Jahr trockengefallen und das Vieh weidet auf fetten Wiesen, die vor einigen Wochen noch unter ein paar Metern Wasser verborgen waren.

Die Vögel habe mittlerweile völlig ihr Brutgefieder abgelegt und futtern sich die Substanz für die Vogelzug und/oder den kalten Winter an.

Das Wetter ist schön es ist heiß und relativ trocken.

 

Auch der September ist ein empfehlenswerter Monat!

Oktober - Pech gehabt

In den vielen Wochen im Delta hatte ich meist ganz passables, der Jahreszeit entsprechendes Wetter. Im Oktober habe ich dafür gebüßt! In einer Woche habe ich kaum ein paar Stunden gutes Fotowetter gehabt. Unabhängig davon spürt man deutlich den Herbst. Es gibt häufig Morgennebel, Regen ist nicht mehr selten und einige Vögel machen sich bereits auf, die Winterquartiere anzusteuern.

Auf der anderen Seite ist es wieder ruhiger und für Vogelflugspezialisten beginnt die interessante Zeit.

Der Wasserstand ist sehr niedrig und die Vegetatin beginnt zu verblassen.

 

Der Oktober ist kein schlechter Monat, aber eher was für "Spezialisten"

Was kommt noch?

Den nächsten Bericht wird es wahrscheinlich erst wieder im Januar geben. Das Delta im Winter wird mit Sicherheit ein ganz anderes Erlebnis werden!

Fragen, Antworten und weitere Informationen

Falls Kollegen, Interessierte oder auch nur Neugierige Fragen zum Arbeiten im Donaudelta haben, kein Problem, einfach die Kontaktseite verwenden.

 

 

 

Martin Zwick

26.10.2006