Ruwenzori - Informationen für Trekker und Bergsteiger

 

Der Ruwenzori ist ein phantastisches Gebirge, das wegen der politischen Situation in der Grenzregion zwischen Uganda und der DR Congo, relativ selten besucht wird und ein ungerechtfertigtes Dasein im Schatten des Kilimandscharo fristet. Das harsche, feucht-kalte Klima und ein echter Eisanstieg zum Hauptgipfel des Mt. Stanley machen diese Region noch immer zu einer ziemlich besucherarmen Tour.

 

Dies alles hat natürlich auch den Vorteil, dass man das wohl faszinierendste afrikanische Gebirge, mit nur wenig Gleichgesinnten genießen kann.

 

Was ist der Ruwenzori?

Der Ruwenzori ist großes Gebirge von etwa 100km Länge und 60 km Breite und erreicht mit dem Massiv des Mt. Stanley eine Höhe von 5109m. Trotz der Lage direkt auf dem Äquator ist der Ruwenzori bekannt für sein feucht-kaltes Klima mit regelmässigen Schneefällen herunter bis auf 4000 m. Im Gegensatz zum Kilimandscharo und dem Mt. Kenia ist der Ruwenzori nicht vulkanischen Ursprungs, sondern verdankt seine Existenz wohl den geotektonischen Vorgängen des Albertine Rift Valley.

Der Ruwenzori ist auch nicht "ein Berg" sondern besteht aus vielen unterschiedlichen Bergmassiven mit einzelnen Gipfeln, die durch tiefe teilweise glazial überprägte Schluchten und Täler voneinander getrennt sind. Die Hauptmassive im zentralen Teil des Ruwenzori sind der Mt. Stanley, Mt. Speke, Mt. Baker, Mt. Gessi, Mt. Emin und Mt. Savoia.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war der zentrale Ruwenzori stark vergletschert. Die Gletscherfläche ist bis heute jedoch massiv zurückgegangen und wird mit Ausnahme der großen Eisfelder am Mt. Stanley in den nächsten Jahren gänzlich verschwinden.

Berühmt ist der Ruwenzori für seine üppige riesenwüchsige Vegetation, die weltweit einzigartig ist. Lobelien, Senecien und Erikabäume sind Beispiele dafür.

Der Ruwenzori ist sowohl in der DR Congo als auch in Uganda ein Nationalpark und Besuche sind daher reglementiert.

Trekking im Ruwenzori

 

 

Der Ruwenzori ist ein anspruchsvolles, jedoch sehr lohnenswertes Trekkingziel, das dem Besucher eine Region erschließt, die wirklich einzigartig ist.

Wer jedoch Felswände oder Gletscher wie in Patagonien, Hochgebirgskulturen wie in Tibet oder Nepal oder bequeme Wanderwege mit Berghotels erwartet, sollte hier aufhören weiterzulesen und sich ein anderes Ziel suchen.

Der zentrale Ruwenzori ist über eine Trekkingroute, dem Central Circuit, erschlossen und Übernachtungen sind in einfachen, unbewirtschafteten und ungeheizten (Schneefall!) Hütten möglich. Zusätzlich gibt es seit wenigen Monaten (Stand 2009) die hüttenlose Kilembe Route als Zugangsweg in den zentralen Ruwenzori. Trekking auf eigene Faust ist prinzipiell nicht möglich. Es muss immer ein lokaler Führer und Träger genommen und das Nationalpark permit gekauft werden. Am einfachsten ist es natürlich mit einem etablierten Trekkingveranstalter zu gehen, der alles arrangiert. Wer dies nicht will, kann auch direkt vor Ort alles erledigen, dann ist jedoch Englisch unabdingbar.

Ein Ruwenzori Trek ist wegen der Monopolstellung der Trekking-Führerorganisationen sehr teuer. Für den 8 tägigen Central Circuit ohne Gipfel kann man mit Essen, Trägern und Führern pro Person mit 1000 EUR rechnen. Übrigens die Träger bekommen nicht wirklich viel für die harte Arbeit. Wer an den Trägern sparen will sollte sich das gut überlegen, insbesondere, da dieses Geld direkt im Talort bleibt und den Menschen direkt zu gute kommt. Eine bessere Entwicklungshilfe kann es nicht geben.

Ist es das Geld wert? Das muss jeder für sich entscheiden, die Bilder in meinen Bericht(en) und meinem Buch und pdf zum downloaden können dabei helfen.

Der Central Circuit

 

Der Ruwenzori Central Circuit ist ein ca 8 tägiges, anspruchsvolles Hochgebirgstrekking mit Tagesetappen bis zu 8h und über 1000 Höhenmetern. Nach dem ersten Tag gibt es keine ernstzunehmenden Steighilfen mehr, von der Bujuku Hut (dritter Tag) bis zur Nyabitaba Hut ist es hochalpines Trekking, teilweise ohne Weg und einigen sehr steilen, bemoosten und feuchten Felspassagen. Bedingt durch die Sümpfe, durch die man tagelang geht, gibt es wenig Stellen, an denen "entspanntes" wandern möglich ist. Sümpfe gibt es im Ruwenzori übrigens nicht nur in Talmulden sondern auch an steilen Hängen!

Kurzum, es ist ein ernstes, körperlich forderndes Trekking, das Trittsicherheit und Ausdauer erfordert und bei dem bedingt durch das häufige schlechte Wetter auch ein gutes Stück Humor und Leidensfähigkeit nicht schaden kann. Jeder der den Central Circuit gegangen ist, hat meinen Respekt!

Für die Übernachtung sind einfache Hütten eingerichtet, die zwar Wind und Regen abhalten, ansonsten aber ohne jeden Komfort sind. Manchmal fehlen Tische oder Stühle, Matrazen sind abhanden gekommen und Fenster sind zugenagelt, da sonst der Wind und der Regen seinen Weg in die Hütte findet. Vor allem die Kitandara Hut und die Bujuku Hut sind ziemlich mitgenommen und sehr schlecht gewartet. Man kann sagen "Afrika - was solls", die 1000 EUR pro Person sind hier aber wirklich nicht gerechtfertigt.

Wir haben immer vorgezogen im Zelt zu übernachten, obwohl es am Preis der ganzen Tour nie etwas ändert.

Führer, Träger, Koch und das Essen

Eine typische Ruwenzori Trekking Gruppe besteht aus dem Führer, einem Koch und einer Reihe von Trägern.

Der (Berg)führer ist für die Bergsteiger verantwortlich, kennt den Weg durch die Sümpfe und Wälder, hilft bei den schwierigen und steilen Stellen und kümmert sich um die Träger. Einen ausgebildeten europäischen Bergführer darf man nicht erwarten. Unsere Führer kannten den Central Circuit immer sehr gut und waren bei allen schwierigen Stellen zur Stelle, um Hilfe zu leisten. Fragestellungen wie "wie weit ist es" oder "wie heißt den dieser oder jene Berg" wurden eher "afrikanisch" beantwortet. Unterm Strich waren sie eine zuverlässige Hilfe und ohne Führer findet man den Weg durch die Sümpfe und Pässe bei 20m Sichtweite bei Nebel oder Schneeregen sicher nicht! Hochalpine Erfahrung ist trotz enormer Trittsicherheit meist nicht gegeben und Dinge wie abseilen oder Spaltenbergung sollte man schon selbst beherrschen! Das ist aber beim Central Circuit nicht notwendig, bei den Gipfeltouren ist das eine andere Sache!

Der Koch ist für die Lebensmittel und wie der Name schon sagt für die Zubereitung des Essens zuständig. Ein Koch ist theoretisch nicht zwingend notwendig, macht das Leben jedoch deutlich leichter. Man sollte nicht vergessen, dass es in den Tropen schon um 18:30 dunkel wird, dass oft der Weg das Ziel sein sollte zudem macht das Kochen und die Logistik darum herum nicht immer Spass machen. Der Koch gibt der Trekking Gruppe viel Freiraum, den man gut nutzen kann, um sich die Umgebung anzuschauen.

Die Qualität der Köche ist natürlich sehr unterschiedlich, man sollte jedoch sehr klar artikulieren was man essen will und das schon beim Einkaufen der Lebensmittel vor der Tour. Unsere Erfahrung ist, dass die Köche die Mittagsbrotzeit sehr knapp bemessen und daher genaue Anweisungen brauchen und auch gerne annehmen. Tipp: Groundnuts. Immer genug Erdnüsse rösten lassen, dann hat man immer Reserve.

Gekocht wird mittlerweile für die Gäste nicht mehr auf Holzkohle sondern auf einfachen aber robusten Gasbrennern. Nur die Träger kochen noch traditionell auf Holzkohle.

Lebensmittel sind in den großen Talorten wie Fort Portal ausreichend erhältlich. Kartoffeln, Nudeln, Reis, Gemüse, für den ders mag Hühnchen, Eier, Bananen und so weiter. Wer einen guten Ground Agent hat, kann mit ihm auf den Markt gehen und am Tag vor dem Aufstieg alles einkaufen. So hat man einen guten Überblick. Allerdings ist es uns und auch anderen Gruppen passiert, dass Lebensmittel "nicht mitkamen". Warum, wieso etc wird immer unklar bleiben. Wer mit einem Trekkingveranstalter geht, bekommt vermutlich vom einkaufen und auswählen der Lebensmittel nichts mit.

Übrigens haben alle Köche, die mit uns unterwegs waren oder die wir getroffen haben immer grossen Wert auf Sauberkeit gelegt. Da dies auf 4000m bei Regen und manchmal aufgeweichten Pappschachteln nicht ganz einfach ist, muss man den Köchen hoch anrechnen.

 

Die Träger tragen das Gepäck und die Lebensmittel für die Gäste, den Führer, den Koch und natürlich für sich selbst. Wir haben bisher noch keinen unfreundlichen Träger erlebt. Das Gewicht des Gepäcks pro Träger ist limitiert. Daher wird vor Start der Tour das persönliche Gepäck und die Lebensmittel für die Gäste gewogen und bei Bedarf ein extra Träger angeworben, der natürlich zusätzlich bezahlt werden muss. Träger gehen prinzipiell ihr eigenes Tempo. Daher trifft man die Trägergruppe höchstens wenn man überholt wird. man packt in der Frühe und legt es für die Träger bereit und man findet das Gepäck am Abend auf der Hütte wieder. Alles was man untertags braucht, muss selbst getragen werden, auf gepacktes, von Trägern getragenes Gepäck hat man unterwegs keinen Zugriff.

Ich möchte noch einmal betonen. Die Träger fallen bezüglich der Kosten kaum ins Gewicht!

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Wer es nicht ganz so feucht will, könnte auch alternativ in den Bale Mts NP in Äthiopien gehen: Trekking im Bale Mountains Nationalpark in Äthiopien

Hinweis in eigener Sache: Bildband über den Ruwenzori